Die Anfänge der Drehorgel sind weitgehend nicht bekannt. Doch liegen sie wohl um 1600 herum. Eine der ältesten erhaltenen Walzenorgeln ist die des „Slazburger Stier“ um 1580. Doch wird als Erfinder der Drehorgel gern der Jesuitenpater Athanasius Kircher (1601 – 1680) genannt. Nachgewiesen als erster deutscher Drehorgelbauer ist aber Johann Daniel Silbermann (1717 – 1766). Jedoch liegen die Anfänge der mechanischen Musikinstrumente wohl viel weiter zurück. Schon Heron von Alexandrien (1. – 2. Jh. nach Christus) beschrieb zu seiner Zeit ein automatisches mechanisches Schlagzeug so wie eine selbstblasende Trompete und künstlich zwitschernde Vögel, die mit Wasserdampf betrieben wurden um die Badegäste in einem Bad zu unterhalten.

G. Bacigalupo BERLIN.N
Wohl ab etwa 1750 gehört die Drehorgel dann in Europa zum Straßenbild, so wie man es auf zahlreichen Abbildungen sehen kann. In England und Frankreich wurden etwa zeitgleich bis zum Anfang des
19. Jh. kleine Walzenorgeln für Kirche und den Salon gebaut. im 19. und 20. Jh. gehörte die Drehorgel dann zum Straßenbild in den großen europäischen Städten, denn sie diente zum Broterwerb für Kriegsinvaliden und als Begleitinstrument für Moritatensänger und Gaukler. Aber auch als Attraktion auf Jahrmärkten fand die Drehorgel Verwendung als auch als Ersatz für große Orchester im Tanzsaal, Zirkus und Varieté.
Nicht mit Pfeifen, sondern mit Zungen ausgestattet fand dann schließlich um 1880 die Drehorgel unter dem Namen Ariston, Herophon und Phoenix einzug in das private Wohnzimmer der Bourgeoisie. Zu den bekanntesten Baustätten für Drehorgeln in Deutschland zählen Städte wie Berlin und Waldkirch.
Mit dem Einzug von Grammophon und Rundfunkgerät verschwanden dann allmählich die Dreh- und Kirmesorgeln von den Straßen. Auch die Wirtschaftskrise nach dem ersten Weltkrieg führte mit dazu, dass immer mehr Hersteller solcher Orgeln verschwanden, sodass die Drehorgel wohl beinahe ausgestorben wäre.
Dank der in den 70er und 80er Jahren aufkeimenden Nostalgiewelle stieg die Nachfrage nach mechanischen Musikinstrumenten wieder, was dazu führte, dass alte Drehorgeln restauriert und auch neue gebaut wurden. Auch tat sich mitte der 70er Jahre die Möglichkeit auf eletronische Steuersignale auf kleine Chips zu speichern und beliebig oft wieder abzurufen. Diese Technik fand auch Einzug in den Drehorgelbau, was uns heute eine weit bessere und vielfältigere Auswahl an Musik für die Drehorgel möglich macht. Doch ist und bleibt die Drehorgel ein mechanisches Instrument, was nur einen Ton produziert, wenn Luft durch einen Blasebalg an die Pfeiffen gebracht wird.